10.9.10
1000 Robota
Post-Punk, New Wave, Indie, German
Das Hamburger Trio 1000 Robota attackiert auf seinem Album "Ufo" die Behäbigkeit der alten Leute. So soll es sein
Mit der EP Hamburg brennt und dem Debütalbum Du nicht er nicht sie nicht konnte das damals vor zwei, drei Jahren noch schulpflichtige Hamburger Trio 1000 Robota nicht nur die deutschen Musikmedien begeistern. Auch in London konnte man seinen Exotenbonus für einen kleinen Hype nutzen. Immerhin fallen eventuelle Sprachbarrieren bei den Songs von 1000 Robota kaum ins Gewicht. Jonas Hinnerkort, Sebastian Muxfeldt und Texter und Gitarrist Anton Spielmann singen, brüllen und beschweren sich zwar in deutscher Muttersprache. Die Triebfeder dieser Musik ist allerdings international verständlich.
Mit Gitarre, Bass und Schlagzeug und jeder Menge schlechter Laune greift man das eigene Umfeld ebenso beherzt an wie man das übermächtige abstrakte "System" ohne Rücksicht auf gängige Höflichkeitspraxen attackiert. Wie jetzt auch die neue Songsammlung Ufo nachdrücklich unter Beweis stellt, geht es dieser Band vor allem darum, sich diese jugendliche Aggressivität und Dringlichkeit zu erhalten. Und sei es auch auf Kosten musikalischer Verfeinerung. Musikalisch bewegen sich 1000 Robota hier auf gut abgesichertem Territorium. Wuchtiges Schlagzeug und Bass, manchmal etwas hüftsteif Richtung White Funk schielend, dazu schreddernde und splitternde, höhenlastige Gitarrenriffs, das kennt man unter anderem von den frühen Gang of Four, den großen britischen Altvorderen, wenn es darum geht, (politisch und sozial bewegte) Kampfmusik zu schaffen.
Unter der Produktionsregie von Ted Gaier von den Goldenen Zitronen und Meense Reents (Stella, Goldene Zitronen, Ego Express...) entstanden so zehn auf Angriff programmierte Stücke, die sich nicht an ein imaginäres Wir wenden. Der Hörer wird direkt ins Gebet genommen, die Songs titeln etwa: Fahr weg, Du gewinnst, Wirst du interessant, Geh nicht zu weit. Macht hier der stets als schweigsam rauschende Tonspur laufende hintergründig beklagte Verlust des Gemeinwesens etwa die Künstler schlicht und einfach gemein? Oder ist diese Frontallyrik mangelnden Erfahrungswerten im sozialen Umgang geschuldet?
Es folgt ein Beispiel aus dem titellosen Hidden Track am Ende von Ufo, der sich gegen Tomte-Sänger Thees Uhlmann wendet. Der schmähte 1000 Robota anlässlich ihres sich eben auch gegen deutschen Befindlichkeitsrock wendenden Debüts Du nicht er nicht sie nicht als Kinder reicher Leute und damit als für Rockmusik unglaubwürdig. 1000 Robota: "Ganz ehrlich, wenn ich könnte, dann würde ich deine Kinder adoptieren. Damit sie noch eine Chance haben, gute Menschen zu werden."
Diese Bösartigkeit sorgt in deutschen Musikzirkeln dafür, dass man sich heftig über 1000 Robota zu erregen weiß, was dem Trio medial entschieden zugutekommt. Die seit 24 Jahren aktive Berliner Band Mutter, ein Beispiel dafür, dass man sich bis ins Alter seine Aufsässigkeit bewahren kann, singen auf ihrem neuen Album Trinken Singen Schiessen: "Die Alten hassen die Jungen, bis die Jungen die Alten sind."
1000 Robota ergänzen im Lied Alter Mann: "Ich bin ein alter Mann. Ich find alles gut und beschwer mich nicht mehr. Ich weiß nicht warum, es gefällt mir so sehr. Ich bin ein alter Mann, ich beweg mich nicht mehr. Ich rauch nicht mehr so viel, Hoffnung ist nur ein Wort. Ich bin ein netter Typ. Hass, was ist das?!" Hier haben wir ihn wieder, den Generationenvertrag.
myspace
1000 Robota - UFO
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